Dazu eine Meldung aus dem Rheinischen Merkur
25.Januar 2007
RÖMISCHE NOTIZEN
Der Papst reist wieder
MATTHIAS KOPP
Nach vier Auslandsreisen im Jahr 2006 dürfte die Zahl der Pastoralvisiten in diesem Jahr für Benedikt XVI. geringer ausfallen. Anstrengend dürfte es dennoch werden. Die vatikanischen Reiseplaner sind bereits bei den Vorbereitungen zur ersten interkontinentalen Papstreise. Sie wird Benedikt Mitte Mai nach Brasilien führen. Ziel der Reise ist die Eröffnung der Generalversammlung aller lateinamerikanischen Bischöfe in Aparecida, die sich von der Präsenz des Papstes ein Zeichen – weit über Brasilien hinaus – erhoffen.
Die Themen sind vielfältig. Unter anderem wird es um die missionarische Aufgabe der Kirche, die neue politische Situation in einigen Ländern dieses Kontinents, auch um die rasante Ausbreitung der Sekten gehen. Dem Papst wird kaum viel Zeit für das riesige Land bleiben. Eine der Stationen wird São Paulo sein. Die letzte Lateinamerikareise eines Papstes liegt fünf Jahre zurück: 2002 besuchte Johannes Paul II. Guatemala und Mexiko, in Brasilien war der frühere Papst zuletzt 1997.
Und noch ein Ziel hat Benedikt festgemacht: Am 8.September wird er im österreichischen Marienwallfahrtsort Mariazell erwartet. Vor drei Jahren kamen hierher Pilger aus zehn benachbarten Nationen, etwa aus Ungarn und den Balkanländern. Mit einer Wallfahrt der Völker wollten sie den europäischen Gedanken und die gegenseitige Versöhnung stärken. Der Besuch Benedikts wird erneut zu einem Vielvölkerereignis werden.
Mehr – sieht man von einem Besuch in Assisi am 17. Juni ab – ist für 2007 bisher nicht an Papstreisen geplant. Die Einladung von Bundestagspräsident Norbert Lammert, vor dem Deutschen Bundestag in Berlin zu sprechen, wird wohl kaum vor 2008 Realität werden.
Die französische Kirche hofft auf einen baldigen Besuch genauso wie die Bischöfe von Irland. Aber auch Länder in Asien und Afrika hegen die Hoffnung, dass der Papst zu ihnen kommen werde. Jeder weiß bei seinen Hoffnungen um die Strapazen für den bald 80-Jährigen. Und der scheint bei den Zielen klare Prioritäten zu haben. Vor allem liegt ihm eine Reise ins Heilige Land am Herzen, die für 2007 angedacht worden war. Die Einladungen dazu liegen auf dem Tisch, aber solange die politische Lage instabil und die Sicherheit prekär ist, wird man auch im Vatikan nicht damit beginnen können und wollen, diese Reise vorzubereiten.
Wie sehr Benedikt XVI. sich mit den Christen in Nahost verbunden fühlt, wurde durch seine Botschaft an die Katholiken dort deutlich, die er kurz vor Weihnachten veröffentlichte. Die parallele Reise von Kurienerzbischof Paul-Josef Cordes nach Israel und in die Autonomiegebiete sollte vor allem eine Geste sein, mit der der Papst unterstreichen wollte: „Ihr seid nicht vergessen.“ Die vatikanische Reisediplomatie ist bekannt dafür, in schwierigsten Situationen kurzfristig erfolgreich zu operieren.
© Rheinischer Merkur Nr. 4